Schule und Corona: Was machen Corona-Infektionen an Schulen und Kitas aus im gesamten Infektionsgeschehen?
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Welche Rolle spielen Kinder im Corona-Pandemie-Geschehen? Das untersuchte die Studie Covid Kids Bavaria

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Studie Covid Kids Bavaria: Die Rolle der Kinder in der Pandemie

Welche Rolle spielen Kinder in der Pandemie? Schon im Sommer 2020 startete dazu die bayernweite Covid Kids Bavaria-Studie. Jetzt gibt es die Ergebnisse, wie sich das Coronavirus bei Kindern in Betreuungseinrichtungen verbreitet.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Die Studie Covid Kids Bavaria wurde im Sommer 2020 konzipiert, um einer zentral wichtigen Frage auf den Grund zu gehen: Spielen Kinder eine besondere Rolle im Infektionsgeschehen der Corona-Pandemie? "Das war natürlich ein Reflex in Deutschland: Mit Schulschließungen dazu beitragen zu können, die Ausbreitung der Pandemie einzuschränken. Deshalb war es richtig, Zahlen zu erheben, ob das eigentlich stimmt", sagt Professor Christoph Klein, Direktor der Kinderklinik der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (LMU).

Der Aufbau der Studie Covid Kids Bavaria

Er koordiniert die Covid Kids Bavaria-Studie, für die sich sechs bayerische Unikliniken zusammengeschlossen haben. Untersucht wurden 99 Kitas und 48 Grundschulen. Gut 2.500 Kinder und fast 1.300 Erwachsene haben teilgenommen: Grundschullehrkräfte und Erzieherinnen. Es wurden individuelle PCR-Tests bei Kindern und Betreuungspersonal gemacht, insgesamt 7.062 Rachenabstriche.

Corona-Wildtyp, Alpha- und Delta-Variante erfasst

Die Wissenschaftler begannen im Herbst 2020 mit den bayernweiten Testungen, als noch der Corona-Wildtyp kursierte. Bei der zweiten Erhebung im Dezember 2020 war die Alpha-Variante verbreitet. Und bei der dritten Erhebung im März und April 2021 war die Delta-Variante auf dem Vormarsch.

Unter den gut 7.000 PCR-Tests gab es 13 positive Fälle. Klein sieht angesichts der geringen Zahl an positiven PCR-Tests keinerlei Anzeichen dafür, dass Kinder "Virenschleudern" gewesen waren.

Anwendbarkeit auf Omikron-Welle?

Allerdings – und hier kommt das große ABER: Die Studie ist lange vor der ansteckenden Omikron-Variante gemacht worden. Deshalb gibt Klein zu bedenken:

"Wenn sich die Natur des Virus ändert, so wie bei Delta und jetzt Omikron, dann gilt, dass wir Daten, die in der ersten Welle erhoben worden sind, nicht eins zu eins übertragen können." Christoph Klein, Direktor der Kinderklinik der LMU

Kinder keine Treiber im Infektionsgeschehen

Professor Johannes Hübner ist Infektiologe, Kinderarzt und stellvertretender Direktor der Kinderklinik der Münchner LMU. Auch er sagt, viele Dinge hätten sich durch Omikron geändert, viele aber auch nicht.

So sei die Übertragung des Virus auch bei Omikron immer noch die gleiche. Erste Daten aus Großbritannien, den USA und Südafrika zeigten, dass Kinder nicht mehr betroffen seien als Erwachsene: "Kinder sind nicht der Treiber der Pandemie gewesen bisher. Ganz wichtig: Wir haben eine ganze Reihe von Maßnahmen vorgeschlagen, wie man Schulen und Kitas sicherer machen kann. Mit diesen Maßnahmen ist Schulunterricht auch in Zeiten der Pandemie sicher und möglich", sagt Johannes Hübner.

Wirkungsvolle Maßnahmen zum Schutz in Schulen und Kitas

Zu diesen Maßnahmen gehören: Masken tragen, regelmäßiges Lüften, Luftfiltergeräte, wo Lüften nicht gut möglich ist. Aber auch kleinere Unterrichtsgruppen und versetzte Schulanfangszeiten, sowie Wegeleitsysteme durch die Schule. All das sind Maßnahmen, die wirken, erklären die Forschenden. Und die auch in einer entsprechenden Leitlinie festgehalten wurden.

Kinderärzte warnen vor Schulschließungen

Vor Schulschließungen warnen beide Mediziner dringend: Die Folgeschäden für Kinder seien zu schwer.

"Die Welt in der wir leben, wird ja sehr stark bestimmt durch eine Optik der Erwachsenen. Ich glaube, die Lebenswirklichkeit von Kindern auch in unserer Gesellschaft grundsätzlich mehr in den Blick zu nehmen, wäre sehr wichtig." Christoph Klein, Direktor der Kinderklinik der LMU

Die Kindergesundheit habe in der Pandemie gelitten, so Klein, die psychischen Nöte seien gestiegen. Inzwischen, so die Meinung der Mediziner, wisse man so viel über das Virus und die Verbreitung, dass es pauschale Schulschließungen nicht mehr brauche.

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