Studie von vier Unikliniken: Die Wahrheit über Corona und Kinder

Paukenschlag für die Politik: Warum Baden-Württemberg jetzt seine Grundschulen wieder voll öffnet

Quelle: BILD

Es ist die wichtigste Studie für Deutschlands Eltern, Schüler und Lehrer.

Bei der gestrigen Regierungspressekonferenz überließ Baden-Württembergs Ministerpräsident, Winfried Kretschmann (72, Grüne) die Bühne den Professoren hinter der sogenannten Heidelberg-Studie, die in monatelanger Forschungsarbeit eine der zentralen Fragen der Corona-Pandemie untersucht haben:

Welche Rolle spielen Kinder bei der Verbreitung des Corona-Virus?

Ihr vorläufiges Forschungsergebnis – ein politischer Paukenschlag! Kinder sind NICHT die Treiber der Corona-Pandemie!

„Kinder sind weniger angesteckt als ihre Eltern und damit auch, soweit man das sagen kann, sicherlich nicht als Treiber der Infektion anzusehen“, erklärte Professor Klaus-Michael Debatin (67), Direktor der Kinderklinik an der Universität Ulm.

Für die Studie haben Forscher aus den Unikliniken Heidelberg, Ulm, Freiburg und Tübingen seit April rund 2500 Kinder und je ein Elternteil auf das Corona-Virus sowie auf Antikörper getestet. Damit sei die Studie eine der größten weltweit, erklärte Professor Debatin.

▶︎ Die politischen Folgen: Die baden-württembergische Landesregierung, Auftraggeber und Kostenträger (1,2 Mio. Euro) der Untersuchung, gab gestern bekannt, dass ab dem 29. Juni ALLE Kinder in Kitas und Grundschulen zurückkehren können. Heißt: Regelunterricht noch vor den Sommerferien!

Doch die Heidelberg-Studie sorgt nicht nur in der Politik für Aufsehen. Die Forscher widersprechen vielem, was bisher über Kinder in der Corona-Krise angenommen und von anderen Wissenschaftlern behauptet wurde.

Professor Klaus-Michael Debatin (67), Direktor der Uniklinik für Kinder- und Jugendmedizin Ulm

Professor Klaus-Michael Debatin (67), Direktor der Uniklinik für Kinder- und Jugendmedizin Ulm

Foto: picture alliance/dpa

Professor Hans-Georg Kräusslich, (62) Vorstand der Uniklinik Heidelberg

Professor Hans-Georg Kräusslich, (62) Vorstand der Uniklinik Heidelberg

Foto: picture alliance/dpa

So war die politisch einflussreiche, aber hoch umstrittene Studie des Charité-Virologen Professor Christian Drosten (48) Ende April zu dem Schluss gekommen, dass Kinder „genauso ansteckend sein könnten wie Erwachsene“. Sie warnten dringend „vor einer unbegrenzten Wiedereröffnung von Schulen und Kindergärten“. Der „Spiegel“ titelte: „Kinder sind genauso ansteckend wie Erwachsene“. Für Millionen Schulkinder blieb der Regelunterricht weiter aus.

Nach heftiger Kritik von Statistik-Experten veröffentlichte Drosten Anfang Juni eine zweite Fassung seiner Studie mit einer neuen politischen Empfehlung: Die uneingeschränkte Öffnung von Schulen und Kindergärten solle „durch vorbeugendes diagnostisches Testen sorgfältig überwacht“ werden. Er begründete dies unter anderem mit dem „Beispiel der Influenza“ (Grippe), bei der Kinder und Erwachsene „ähnliche Viruslasten“ aufweisen.

ABER: Den Forschern der Heidelberg-Studie zufolge ist die Grippe bei Kindern NICHT mit dem Corona-Virus vergleichbar.

„Kinder als Treiber einer Infektion“, so Prof. Debatin, das sei stets das „Dogma“ für Kinderärzte gewesen. Aber, so der Ulmer Forscher: „Das ist in diesem Fall offensichtlich nicht so.“ Mögliche Gründe: Kinder könnten weniger „Rezeptoren“ haben, an die das Virus andocken kann. Ihr Immunsystem im Nasen-Rachen-Raum könne stärker sein, Corona abwehren.

Charité-Virologe Professor Christian Drosten (48)

Charité-Virologe Professor Christian Drosten (48)

Foto: dpa

„Das Problem der Drosten-Studie ist, wie sie interpretiert wird“, sagt Debatin. Auch wenn Kinder womöglich eine ähnliche Viruslast wie Erwachsene aufwiesen, „sagt das über Infektiösität gar nichts aus“. Es sei in der Corona-Pandemie hingegen „ein klarer Fakt, dass Kinder deutlich weniger erkranken“.

Pikant: Der Ulmer Professor betonte, dass sich die Forscher der Heidelberg-Studie „vor der Charité nicht zu verstecken“ bräuchten. Die vier Unikliniken hätten „eine international sichtbare Schlagkraft“.

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